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Costa Rica
I. Allgemeines
Infrastruktur
Dieses Land verfügt über wichtige internationale Häfen an beiden Küsten. An der Pazifikküste sind die Häfen von Golfito, Puerto Caldera und Puerto Morales. An der Atlantikküste liegt der Tiefwasserhafen Puerto Moín, der der einzige seiner Art in der Region ist, sowie der Hafen von Puerto Limón (Cargomax, o. D.).
In Bezug auf internationale Flughäfen gibt es in Costa Rica den Juan Santamaría und den Tobías Bolaños, beide in San José, der Hauptstadt des Landes, sowie den Daniel Oduber Quirós in Liberia. Diese Flughäfen sind wichtige Verbindungspunkte für den internationalen Luftverkehr und ermöglichen den Zugang zu verschiedenen Teilen des Landes (Cargomax, o. D.) Außerdem verfügt das Land über ein im Ausbau befindliches aber sich stetig verbesserndes Straßennetz (Unidad de Gestión y Evaluación de la Red Vial Nacional, 2021). Der Schienenverkehr verzeichnet weiter einen Anstieg an transportierten Personen, sowie Gütern (Instituto Costarricense de Ferrocarriles [INCOFER], 2022).
Der Teil der Bevölkerung mit Zugang zum Internet liegt bei über 80% und Breitband-Internet ist zunehmend verfügbar (LänderdatenInfo, 2023). Die Stromversorgung ist stabil und mit einem nationalem Versorgungsindex von 99,4% weit ausgebaut (Instituto Costarricense de Electricidad [ICE], 2021). Die Stromversorgung des Landes entsteht seit vielen Jahren aus über 98% erneuerbarer Energiequellen (Energiezukunft.eu, 2020).
Freihandelszonen
Im Land gibt es mehr als 40 Freihandelszonen (Zonas Francas) mit insgesamt 640 ansässigen Unternehmen im ganzen Land, von denen sich der Großteil in der Provinz San José befindet (PROCOMER, o. D.). Diese Zonen sind speziell ausgewiesene Gebiete, die darauf abzielen, ausländische Investitionen anzuziehen und den Export zu fördern (PROCOMER, 2023). Die Unternehmen, die sich in den Freihandelszonen ansiedeln, profitieren von verschiedenen Steuervorteilen. Dazu gehören die Befreiung von bei der Einfuhr von Waren, die für den Betrieb und die Verwaltung der genehmigten Tätigkeit des Unternehmens erforderlich sind, Befreiung von Einfuhrzöllen für bestimmte im Betrieb erforderliche Fahrzeuge, Befreiung von Ausfuhrsteuern, sowie weitere Steuervorteile. Die Freihandelszonen bieten Unternehmen weiter Steuergutschriften für die Unternehmensfinanzierung und Reinvestition. Die Regierung unterstützt Unternehmen auch bei der Rekrutierung von qualifizierten Arbeitskräften und der Ausbildung von Fachkräften (PROCOMER, 2023).
Die Ansiedlung in einer solchen Freihandelszone wird durch das Gesetz der Freihandelszonen (Ley de Zonas Francas) geregelt. Besonders populär ist eine Ansiedelung dabei für folgende Unternehmensarten: Die Ansiedlung in der Zone eignet sich zunächst insbesondere für Vermarkter und Zwischenhändler, da diese keine eigenen Waren herstellen, sondern lediglich fremde Ware behandeln, verpacken oder vertreiben und hierdurch voll von den Steuervorteilen profitieren können. Als prominentes Beispiel kann hier der Versandhändler Amazon genannt werden, welcher in Costa Rica auch Niederlassungen in Freihandelszonen betreibt. Weiter eignen sich die Freihandelszonen auch für Unternehmen mit Dienstleistungen im strategischen Bereich, welche Dienstleistungen für Personen oder Unternehmen mit Sitz in Costa Rica, im Ausland oder für andere Unternehmen der Freihandelszone anbieten. Diese müssen jedoch den Eignungsindex für Dienstleistungsunternehmen (Índice de Elegibilidad Estratégica para Empresas de Servicios, IESS) erfüllen. Für diesen Unternehmenstyp hat die deutsche Pharmaunternehmen Bayer eine Niederlassung für „Business Services“ in einer Freihandelszone in San José (PROCOMER, o. D.)
Weiter bieten die Freihandelszonen auch einen Markt für Unternehmen, die sich gerade auf die Verwaltung, Bewirtschaftung und Vermarkung dieser Zonen spezialisiert haben. Ein weiterer populärer Unternehmenstyp sind Hersteller im strategischen Sektor. Die Exportmenge ist dabei keine Voraussetzung für die Zulassung, sofern das Unternehmen einem strategischen Sektor angehört oder außerhalb der Großen Metropolregion San José (Gran Área Metropolitana, GAM) niedergelassen sind. Diese Kategorie beinhaltet auch die Produktionsunternehmen, die derzeit mindestens 40 % an andere Unternehmen der Freihandelszone liefern (PROCOMER, 2023).
Sicherheit
Im Allgemeinen wird Costa Rica als sicher angesehen, mit einer niedrigeren Kriminalitätsrate im Vergleich zu einigen anderen Ländern in Mittelamerika. Die innenpolitische Lage ist sicher und ruhig. Das Land hat eine stabile politische Situation, eine etablierte Demokratie und ein transparentes Rechtssystem (Auswärtiges Amt, 2023). Die costa-ricanische Regierung hat sich aktiv darum bemüht, ausländische Investitionen anzuziehen, und es gibt verschiedene Anreize und Unterstützungsmaßnahmen für Investoren. So zum Beispiel die Verordnung zum Gesetz Nr. 9996, den Ausländern, die in Costa Rica investieren wollen, die Immigration erleichtert und den Einwanderungsstatus von ausländischen Einkommensbeziehern ("Rentistas") regelt (CINDE, 2023; Dentons Muñoz, 2023). Der Datenschutz in Costa Rica wird durch das Gesetz zum Schutz personenbezogener Daten (Ley de Protección de la Persona Frente al Tratamiento de sus Datos Personales) geregelt. Das Gesetz legt fest, dass Personen das Recht haben, ihre persönlichen Daten zu kontrollieren und schützen zu lassen. Es enthält auch Bestimmungen zur Erhebung, Verarbeitung und Speicherung von personenbezogenen Daten durch öffentliche und private Einrichtungen (Ley Nº 8968, 2011). Costa Rica hat auch eine Datenschutzbehörde (Agencia de Protección de Datos de los Habitantes, PRODHAB), die für die Überwachung der Einhaltung der Datenschutzbestimmungen verantwortlich ist.
Nationale Besonderheiten
Das Land verfügt über kein stehendes Heer und kann auf eine langjährige politische Stabilität zurückblicken. Das tropische Landesklima lässt sich in 12 Zonen einteilen, wobei die meisten mesothermal sind. Das Wetter unterteilt sich in Regenzeit von Mai bis November und Trockenzeit von Dezember bis April. Das Land ist bekannt für seine reiche Biodiversität, mit zahlreichen Nationalparks und Schutzgebieten (CostaRica.org, o. D.). Costa Rica ist ein kleines Land, das sowohl Küsten am Pazifik als auch an der Karibik hat. Es hat eine vielfältige Topografie mit hohen Bergen, vulkanischen Gebieten, fruchtbaren Tälern und dichten Regenwäldern (CostaRica.org, o. D.). Es liegt in einer seismisch aktiven Zone und ist anfällig für Erdbeben (Auswärtiges Amt, 2023). Das Land hat strenge Bauvorschriften, um die Auswirkungen von Erdbeben zu minimieren. Es kann auch von gelegentlichen Überschwemmungen, insbesondere während der Regenzeit, betroffen sein.
II. Der Bausektor
Konjunktur
Der Bausektor ist für das Wachstum der costa-ricanischen Wirtschaft von strategischer Bedeutung, da er die Grundlage für die Entwicklung verschiedener Wirtschaftssektoren bildet (u.a. Produktion, Handel, Immobilien). Als ein Sektor, der andere Sektoren stark beeinflusst, macht das Baugewerbe 8,6 % der gesamten Importe des Landes und 9,9 % des Bruttoproduktionswertes auf nationaler Ebene aus. Das BIP des Bausektors lag dabei im ersten Trimester 2023 bei 361.000 Millionen Colones (₡). Auch wenn das BIP des Sektors seit 2017 rückläufig ist, gab es im ersten Quartal 2023 ein Wachstum von 3% gegenüber dem vierten Quartal 2022. Trotz Wachstumsschwankungen spielt der Sektor eine entscheidende Rolle für das nationale Wirtschaftswachstum, und es entwickelt sich besonders physische Infrastruktur wie Häfen, Flughäfen, Straßen, und Krankenhäuser, u.a. Hierbei wird für jeden Colon Nachfragesteigerung im Bausektor werden 1,68 ₡ an Wert generiert, 0,45 ₡ sind dabei das Ergebnis direkter Käufe und 0,23 ₡ durch indirekte Käufe. Zwischen Januar und April 2023 war Alajuela die Provinz mit der größten Anzahl an bebauten Quadratmetern. Für den Monat April 2023 liegen die Bauzinsen der staatlichen Banken im Durchschnitt bei 9,1 %, während die von privaten Unternehmen angebotenen Zinssätze für den gleichen Zeitraum bei durchschnittlich bei 14,9 % liegen. Die vom nationalen Banksystem ausgegebenen Kreditsalden für das Bau- und Wohnungswesen gingen dabei zwischen 2022 und 2023 um -2% zurück (Cámara Costarricense de la Construcción, 2023).
Arbeits- und Fachkräftemarkt
Der Bausektor beschäftigt im ersten Trimester 2023 insgesamt mehr als 149.000 Arbeitnehmende, was einer Wachstumsrate von 16% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der Sektor schafft hierdurch eine Vielzahl von Arbeitsplätzen. Für jeden direkten Arbeitsplatz im Bausektor werden 0,76 indirekte Arbeitsplätze geschaffen, was bedeutet, dass der Sektor insgesamt etwa 13 % der Beschäftigung auf nationaler Ebene generiert. Auch die Zahl der offenen Stellen ist im Vergleich zum Vorjahr um 7,6% auf über 84.000 gestiegen (Cámara Costarricense de la Construcción, 2023).
Universitäre Ingenieurs-Ausbildung mit Spezialisierung auf Nachhaltigkeit
An costa-ricanischen Universitäten wird eine Vielzahl von Studiengängen angeboten, die sich mit dem Naturschutz und dem Thema Nachhaltigkeit befassen. Betrachtet man nur die universitäre Ausbildung im Bereich der Ingenieurwissenschaften mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit, so stechen vier Optionen hervor, die von öffentlichen Universitäten angeboten werden: Zunächst gibt es ein Fachabitur in nachhaltiger agroindustrieller Instandhaltung an der Nationalen Technischen Universität, einen Bachelor in nachhaltigem Entwicklungsingenieurwesen an der Universität von Costa Rica, einen Masterstudiengang in nachhaltigem Design und Bau an der Technologischen Universität von Costa Rica, sowie einen Bachelor in nachhaltiger Energie an der Nationalen Universität von Costa Rica. Die private Fidélitas-Universität bietet weiter zwei Abschlüsse in dem Bereich an: Den Bachelor in Architektur mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit, sowie den Bachelor in Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt auf nachhaltigem General Management. Abgesehen von diesen Beispielen gibt es noch viele weitere Ingenieurstudiengänge, die Vorlesungen und Kursen zum Thema Nachhaltigkeit anbieten.
Nationale Strategien bzgl. UN-Nachhaltigkeits- und Klimaziele
Costa Rica ist eines der führenden Länder bei der Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen. Auch im Bauwesen finden diese Ziele Anwendung. Mit nationalen Strategien plant das Land das weitere Vorgehen zur Erreichung der Ziele. Im Weiteren werden nur vier nationale Strategiepapiere des Landes und die darin enthaltenden Ziele und Projekte im Bausektor vorgestellt:
- Die Nationale Strategie für Entwicklung und öffentliche Investitionen 2023-2026 in Costa Rica (Plan Nacional de Desarrollo e Inversión Pública 2023-2026 de Costa Rica) legt einen Schwerpunkt auf nachhaltige Bauprojekte. Diese sollen dazu beitragen, dass 9. Nachhaltigkeitsziel der Agenda 2030 „Industrie, Infrastruktur und Innovation“ voranzubringen. Die Zentralregion Costa Ricas soll mit einer eigenen funktionsfähigen und bedarfsgerechten Infrastruktur ausgestattet wurden. Darüber hinaus sollen die Eisenbahninfrastruktur und die Güterzüge auf der Strecke von Moín bis zum Kai von San Carlos modernisiert werden, um die Entwicklung der Regionen Huetar Caribe und Huetar Norte zu fördern. Die Züge sollen von Diesel- auf Elektroantriebe umgestellt werden, so dass sie mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen betrieben werden können. Ebenso soll in der großen Metropolregion (GAM) ein effizientes und umweltfreundliches Personenschnellverkehrssystem (TRP) eingeführt werden. Ein weiteres Ziel ist die Verbesserung der Vernetzung von Grünflächen in städtischen Gebieten durch die Schaffung von interurbanen biologischen Korridoren (CBI), die den Erhalt der biologischen Vielfalt und die Nutzung von Ökosystemleistungen in Städten fördern sollen. Ebenso soll die Leistungsfähigkeit der Verkehrsinfrastruktur in Costa Rica erhöht werden, z.B. durch die Erweiterung der Kapazitäten bestehender Straßen, die Anpassung von Brücken und den Ausbau des Straßennetzes. Geplant ist z. B. der Bau einer neuen Straße nach San Carlos, die die Verbindung zur nördlichen Zone verbessern soll.
- Der im April 2022 beschlossene nationale Strategieplan 2050 (Plan Estratégico Nacional 2050) setzt weitreichende Zukunftsziele, die bis zum Jahr 2050 erreicht werden sollen. Das Papier legt fest, dass sektorenübergreifend in die Reduktion und den Abbau von Treibhausgasemissionen investiert werden soll. Dies betrifft auch den Bausektor, der innovative Alternativen für CO2-intensive Bauweisen oder Prozesse entwickeln muss. Darüber hinaus soll die Konzentration von Industrie und Produktion in der Zentralregion Costa Ricas ausgeweitet und dezentralisiert werden. Während die Küstenregionen aktuell vornehmlich touristische Industrie beherbergen, sollen dort auch andere Sektoren stärker angesiedelt werden. Das Strategiepapier hat weiter zum Ziel die Planung, den Entwurf, den Bau und den Betrieb nachhaltiger Infrastrukturen in einer Weise zu unterstützen, die die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Prozesse nicht beeinträchtigt. Dies erfordert einen Bausektor, neuartige und innovative Bauprojekte bewältigen kann.
- Das Klimaschutz in der Politik und der Zukunftsausrichtung Costa Ricas eine entscheidende Rolle spielt zeigt sich weiter im Nationalplan zur Dekarbonisierung (Plan Nacional de Descarbonización) des Landes. Hierin werden die geplanten Bemühungen des Landes zur Erreichung der CO2 Neutralität zusammengefasst. Dieses Ziel soll bis 2050 erreicht werden. Ein Zwischenziel stellt dabei unter anderem die Abschaffung der Nutzung fossiler Brennstoffe in der Wirtschaft, sowie eine Modernisierung der Abfallwirtschaft. Der Plan sieht weiter ein Umdenken für den Bausektor im Zusammenhang mit Technologien für die Nutzung von Gebäuden vor. Explizit genannt werden Beleuchtung, Belüftung, Klimatisierung. Kühlung, Kochen für welche ein höheres Maß an Effizienz und Nachhaltigkeit gefordert wird. Weiter soll explizit auf die Stärkung der Normen, Standards und Anreize für die effektive Umsetzung nachhaltiger Baupraktiken in Gebäuden und anderer Infrastruktur hingearbeitet werden. Auch bereits bestehende Gebäude sollen dabei in ihrer Betriebspraxis so angepasst werden, dass sich ihre Treibhausgasemissionen verringern (Plan Nacional de Descarbonización, 2018).
- Das letzte Strategiepapier beschäftigt sich mit der territorialen Wirtschaftsstrategie des Landes für Costa Rica 2020-2050 (Estrategia Económica Territorial 2020-2050 de Costa Rica). Ziel ist es unter anderem, die Planung, den Entwurf sowie den Bau nachhaltiger Infrastrukturen voranzutreiben. Dabei wird darauf geachtet, dass soziale, wirtschaftliche und ökologische Prozesse nicht beeinträchtigt werden. Teil des Strategiepapiers ist die Erreichung der Dekarbonisierung bis 2050. Aus diesem Grund wird auch hier ein besonderer Fokus auf die Reduktion von CO2 Emissionen gesetzt. Um dieses Ziel zu erreichen, ist unter anderem ein Ausbau der verfügbaren erneuerbaren Energien sowie der Mobilitätswege, für mehr Auswahl und Effizienz, geplant.
Wesentliche Stakeholder
Es gibt zahlreiche Akteure im Bausektor. Auf öffentlicher Ebene sind dies das Nationale Labor für Materialien und Strukturmodelle (Laboratorio Nacional de Materiales y Modelos Estructurales, Lanamme UCR), das Ministerium für Umwelt und Energie (Ministerio de Ambiente y Energía, MINAE), das Costa-ricanische Elektrizitätsinstitut (ICE), das Ministerium für öffentliche Arbeiten und Transport (Ministerio de Obras Públicas y Transporte, MOPT), der Nationale Rat für die Überwachung des Finanzsystems (Consejo Nacional de Supervisión del Sistema Financiero, CONASSIF), das Amt für Wasserleitungen und Kanalisation (Acueductos y Alcantarillados, AyA), die Gemeinderäte und die staatlichen Banken.
Auf privater Ebene gibt es die Costa-ricanische Baukammer (Cámara Costarricense de la Construcción, CCC), die Costa-ricanische Ingenieur- und Architektenvereinigung (Colegio Federado de Ingenieros y de Arquitectos, CFIA), die Costa-ricanische Bauvereinigung (Asociación Costarricense de Ingenieros en Construcción, ACIC), die Costa-ricanische Vereinigung für Architektur und Krankenhausbau (Asociación Costarricense de Arquitectura e Ingeniería Hospitalaria, ACOAIH), den Costa-ricanischen Rat für Immobilienentwicklung (Consejo de Desarrollo Inmobiliario de Costa Rica, CODI) und einige Unternehmen wie EDICA, Volio & Trejos, Edificar und Gensler.
Bausektor Leuchtturm-Projekte
In den letzten Jahren wurde in Costa Rica eine Vielzahl an Bauprojekten unter der Leitung oder Mitwirkung deutscher Ingenieur- und Architektenbüros realisiert. Beim Bau in Costa Rica spielt insbesondere die Nachhaltigkeit der Bauweise eine entscheidende Rolle. Im Folgenden werden einige Bauprojekte mit der Beteiligung deutscher Unternehmen vorgestellt.
- Das deutsche Pharmaunternehmen Bayer ist Mitglied der AHK Costa Rica. 2021 begann das Unternehmen mit dem Bau einer Produktionsstätte für Medikamente in Alajuela, Costa Rica. Dafür hat Bayer bereits rund 200 Millionen € investiert. Die Inbetriebnahme der Anlage ist für 2024 geplant (Rodríguez, 2023). Bayer setzt dabei auf nachhaltiges Bauen, um die Auswirkungen des Klimawandels durch Best Practices bei Planung und Bau der Infrastruktur zu reduzieren. Aus diesem Grund wurde das Bauprojekt auch mit der Blauen Umweltflagge (Bandera Azul Ecológica) in der Kategorie Nachhaltiges Bauen" ausgezeichnet. Das Programm der Blauen Umweltflagge (PBAE) wurde ins Leben gerufen, um die Bemühungen von Architektur-, Ingenieur- und Bauprojekten anzuerkennen und zu fördern, die Auswirkungen des Klimawandels auf verantwortungsvolle Weise zu bekämpfen und damit einen Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen und zur Erreichung der CO2-Neutralität zu leisten. (PBAE, 2019).
- Das Architekturbüro Bruno Stagno ist ebenfalls Mitglied der AHK Costa Rica. 2003 entwarf das Büro den Bürokomplex für die costa-ricanische Firma HOLCIM Costa Rica und betreute den Bau. Beim Bau des Bürokomplexes legten die Architekten besonderen Wert auf eine ökologische Bauweise. Dafür wurde der Komplex 2010 ebenfalls mit der Blauen Umweltflagge ausgezeichnet (Bruno Stagno, o. D.).
- Ein bedeutendes Bauprojekte der letzten Jahre in Costa Rica war die Errichtung eines neuen Parlamentsgebäudes. Das Gebäude wurde von 2018-2020 in San José errichtet, wobei das deutsche Architektenstudio Thomas Spiegelhalter & Associates eine parametrisch-algorithmische KI-gestützte Ressourceneffizienz-BIM-CFD-Analyse durchführte, um den Materialverbrauch für das Bauprojekt zu optimieren. Durch die Analyse konnte die Menge der erforderlichen Ressourcen und damit auch die Kosten reduziert werden. Weiter nahm das Studio auch eine Beraterrolle bei der Planung und Installation diverser Nachhaltigkeitsfaktoren des Gebäudes ein. Hierzu zählen unter anderem die Installation von Sonnenkollektoren und sonstigen CO2 neutralen Energieerzeugungsmethoden, die Feuchtigkeitskontrolle, sowie dem Aufbau einer natürliche Atriumzirkulation. Das Studio mit Sitz in Deutschland und den USA ist bereits in Costa Rica etabliert und hat bei der Verwirklichung diverser Bauprojekte im Land mitgewirkt (Studio Thomas Spiegelhalter + Associates, o. D.).
Standardisierung und Zertifizierung im Bausektor
Der Green Building Council (GBC) in Costa Rica spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Umsetzung der nationalen Strategie für nachhaltiges Bauen. Er fördert nachhaltige Baustandards und -praktiken, bietet Bildungsprogramme und technische Unterstützung an, zertifiziert Gebäude und arbeitet mit Regierungsbehörden zusammen, um nachhaltige Baugesetze zu entwickeln und umzusetzen. (Green Building Council, o. D.)
Angebotene Weiterbildung und Zertifizierungen: Die GBC bietet das LEED-Zertifizierungssystem, sowie das EDGE-Zertifikat an. Zu den einzelnen Zertifikaten, ihren Förderungszielen und Voraussetzungen würden von den GBC-Fortbildungskursen angeboten, unter anderem der LEED GREEN Associate Kurs, sowie der Experte EDGE Kurs (Green Building Council, o. D.)
Die Green Building Council (GBC) vergibt das LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) Zertifikat. LEED ist ein international anerkanntes Zertifizierungssystem für nachhaltige Gebäude. Es bewertet Gebäude anhand verschiedener Kriterien wie Energieeffizienz, Wassereinsparung, Innenraumqualität und Materialien. Die Vergabe des LEED-Zertifikats erfolgt in verschiedenen Stufen, von LEED Certified über LEED-Silber und LEED-Gold bis hin zu LEED-Platinum, je nachdem, wie viele Punkte ein Gebäude in der Bewertung erreicht. Das Ziel des LEED-Zertifizierungssystems ist es, umweltfreundliches Bauen zu fördern und Gebäude mit geringerem ökologischem Fußabdruck zu schaffen (Green Building Council, o. D.)
Ausschreibungen und Fördermaßnahmen im Bausektor
Öffentliche Bauaufträge werden auf Grundlage der Verordnung Nº 43808-H (Decreto Ejecutivo Nº 43808-H), sowie gemäß Artikel 37 des Gesetzes über öffentliche Auftragsvergabe (Ley General de Contratación Pública) vergeben. Die Vergabe erfolgt dabei im Wege von Ausschreibungsverfahren:
- Die Ausgangsentscheidung über die Durchführung des Vorhabens muss eine Begründung für die Notwendigkeit des Auftrags, eine Beschreibung und Kostenschätzung des Projekts, einen Zeitplan mit den geplanten Aktivitäten und den für deren Durchführung verantwortlichen Einheiten sowie Start- und Enddaten enthalten. Auch die Interessen Dritter sowie Maßnahmen zu deren Einbindung müssen berücksichtigt werden. Dabei soll von der Verwaltung eine Risikoabwägung für den Einzelfall vorgenommen werden. Weitere Regelungen finden sich in den Artikel 179, 181 und 182 der Verordnung (Decreto Ejecutivo Nº 43808-H).
- Der Leiter der ausschreibenden Stelle muss sicherstellen, dass rechtzeitig genehmigte Entwürfe, Pläne, Genehmigungen, Studien und Grundstücke für die Durchführung des Bauvorhabens vorhanden sind. Dies erfolgt entsprechend Artikel 73 des Gesetzes über öffentliche Auftragsvergabe (Ley General de Contratación Pública).
- Der Auftragnehmer muss der Verwaltung einen Arbeitsplan vorlegen, der als Instrument zur Kontrolle und Verfolgung des Projektfortschritts dient. Der Plan muss Informationen über die Ausführung des Projekts, die objektive Feststellung der Zahlungen und Preisanpassungen, die Festlegung von Lieferungen, geplanten Aktivitäten, Start- und Enddaten, Abhängigkeiten, logischer Reihenfolge, Meilensteinen, kritischen Pfaden usw. enthalten.
- Im Falle von erforderlichen Enteignungen kann die ausschreibende Verwaltung Beratungsdienste zur Unterstützung des Enteignungsprozesses beauftragen.
Bei neuen öffentlichen Bauprojekten, die das Limit für größere Ausschreibungen erreichen, müssen diese Projekte gemäß den Anforderungen an die Formulierung und Bewertung von Investitionsprojekten gemäß den aktuellen Praktiken und Leitlinien im Einklang mit dem Nationalen Entwicklungsplan (Plan Nacional de Desarrollo,), dem Nationalen Plan für öffentliche Investitionen (Plan Nacional de Inversión Pública), sektoralen Strategieplänen und gegebenenfalls der institutionellen Planung überprüft werden. Für andere Projekte, die unter eine kleinere Ausschreibung fallen, gelten die entsprechenden Bestimmungen des Ministeriums für nationale Planung und Wirtschaftspolitik (Planificación Nacional y Política Económica / MIDEPLAN) (Decreto Ejecutivo Nº 43808-H, 2022).
Costa Rica verfügt über ein Gesetz zur Förderung von Finanzierungen und Investitionen für nachhaltige Entwicklung durch die Verwendung von themenabhängigen öffentlichen Wertpapierangeboten zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Asamblea Legislativa de la República de Costa Rica, 2021). Auf Grundlage dieses Gesetzes kann die Finanzierung eines Verifizierungsberichtes erfolgen, der gemäß den Standards des Nationalen Rates für die Aufsicht über das Finanzsystem (CONASSIF, Consejo Nacional de Supervisión del Sistema Financiero) von einem unabhängigen Sachverständigen erstellt wurde und der sich positiv auf die nachhaltigen Entwicklungszielen und die Klimaschutzstrategie des Landes auswirkt. Eines der verschiedenen staatlichen Ministerien ist für die Mitwirkung zuständig. Die Nationale Börse (Bolsa Nacional de Valores, [BNV], 2021) wies in ihrer Pressemitteilung darauf hin, dass zu den wichtigsten Faktoren dieses Gesetzes "eine Steuergutschrift für thematische Emittenten, differenzierte Tarife und Verfahren für die Entwicklung nachhaltiger Projekte, die Verpflichtung institutioneller Anleger, nachhaltige Investitionen in ihre Anlagepolitik einzubeziehen, sowie den Zugang von KMU zu Finanzmitteln für thematische Emissionen und die Zuweisung eines Prozentsatzes ihrer Investitionen durch institutionelle Anleger (…)" gehören. Es gibt auch andere Projekte zur Finanzierung von nachhaltigem Bauen, wie z.B. durch die Banco Nacional de Costa Rica, eine staatliche Institution, die finanzielle Lösungen für den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft anbietet, wie z.B. das Produkt "BN Vivienda Ecoamigable" für diejenigen, die am Kauf und Bau eines umweltfreundlichen Hauses interessiert sind. Ebenso bietet die Banco de Costa Rica, eine weitere staatliche Bank, einen Kredit für nachhaltiges Bauen mit Namen "BCR Vivienda Sostenible" an.
QUELLEN
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Asamblea Legislativa, 2011. Ley Nº 8968. Por la cual se regula la Protección de la Persona frente al tratamiento de sus datos personales
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