Guatemala

I. Allgemeines
 

Guatemala ist das bevölkerungsreichste Land in Mittelamerika, mit rund 17,35 Millionen Einwohner und einer Fläche von 108.889 Quadratkilometern. Im Jahr 2022 betrug das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Guatemalas 86 Milliarden US-Dollar. Dies zeigt die wirtschaftliche Bedeutung des Landes in der Region. Das BIP pro Kopf, das den Durchschnitt des Einkommens pro Einwohner angibt, beträgt etwa 5.025 US-Dollar. Die Kennzahlen Guatemalas spiegeln eine Mischung aus Potenzial und Herausforderungen wider. Das Land hat eine vielfältige Kultur und eine reiche Natur, aber es gibt auch soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten, die angegangen werden müssen. Dennoch besteht ein großer Optimismus für die Zukunft Guatemalas, da das Land weiterhin nachhaltiges Wachstum und eine verbesserte Lebensqualität für seine Bürger anstrebt.
 

Infrastruktur

Guatemala verfügt über eine Reihe von bedeutenden Infrastrukturdaten, die für seine wirtschaftliche Entwicklung und den Handel von großer Bedeutung sind. Hier sind einige wichtige Informationen über die Infrastruktur in Guatemala:
 

1. Häfen an der Pazifik- und Atlantikküste: Guatemala verfügt über wichtige Seehäfen, an der Pazifikküste den Puerto Quetzal und wichtige an der Atlantikküste, z.B. Puerto Santo Tomas de Castilla und Puerto Barrios. Diese Häfen dienen als wichtige Handelszentren für den Import und Export von Gütern. Sie spielen eine entscheidende Rolle im maritimen Handel und bieten Zugang zu den internationalen Märkten für verschiedene Waren und Produkte.​
2. ​Straßenverbindungen: Guatemala verfügt über eine 400 Kilometer lange Straße, die den Pazifik mit dem Atlantik verbindet. Diese Straßenverbindung ist von großer Bedeutung für den Warentransport und den Handel zwischen den beiden Küsten des Landes. Sie erleichtert den Güterverkehr und trägt zur wirtschaftlichen Integration des Landes bei. Auch sonst sind die Regionen des Landes weitreichend über Straßenwege zu erreichen.
3. ​Flughäfen: Guatemala verfügt über zwei internationale Flughäfen, den La Aurora International Airport in Guatemala-Stadt und den Mundo Maya International Airport in der Nähe von Flores. Diese Flughäfen dienen als wichtige Verkehrsknotenpunkte und ermöglichen den internationalen und regionalen Flugverkehr. Darüber hinaus gibt es neun lokale Flughäfen, die den inneren Luftverkehr im Land unterstützen.
4. ​Luftverkehrsgesellschaften: In Guatemala operieren insgesamt 12 kommerzielle Fluggesellschaften, die nationale und internationale Flüge anbieten. Diese Airlines bieten eine Vielzahl von Flugverbindungen und tragen zur Förderung des Tourismus und des Handels bei. Zusätzlich gibt es 11 Frachtfluggesellschaften, die den Transport von Gütern und Fracht unterstützen und somit einen Beitrag zum Handel und zur Wirtschaft des Landes leisten.

Zusätzlich zu den genannten Infrastrukturdaten gibt es in Guatemala eine Herausforderung in Bezug auf die Strom- und Wasserversorgung in ländlichen Gebieten. Während in urbanen Zentren die Versorgung weitgehend zuverlässig ist, ist sie in einigen ländlichen Gegenden nicht flächendeckend gegeben. Dies stellt eine bedeutende Infrastruktur-Herausforderung dar, da der Mangel an Elektrizität und Wasser die Lebensqualität und die wirtschaftliche Entwicklung in diesen Regionen beeinträchtigt. Zugang zum Mobilfunknetz hingegen ist in Guatemala für die breite Masse verfügbar. Die Regierung und private Telekommunikationsunternehmen haben sich darauf konzentriert, die digitale Infrastruktur des Landes auszubauen, um eine noch breitere Abdeckung und einen zuverlässigen Internetzugang für die Bevölkerung zu gewährleisten. 
 

Freihandelszonen

Zolic, hat seit 2008 die Befugnis, in Guatemala spezielle Zonen für wirtschaftliche Entwicklung zu schaffen. Diese Zonen sind strategisch ausgewählte und geografisch abgegrenzte Gebiete, die für die Förderung von Industriegütern, Dienstleistungen und Handelsaktivitäten vorgesehen sind. Aktuell gibt es 4 Zonen, die bereits in Betrieb sind und 12 Zonen, welche sich in verschiedenen Phasen der Genehmigung befinden.

Ein weiteres beeindruckendes Projekt ist die Freihandelszone Michatoya Pacifico, welche bereits teilweise in Betrieb ist, aber dennoch weiter ausgebaut wird wegen ihrer Größe.  Michatoya Pacifico befindet sich nur knapp 70 Kilometer von Guatemala-Stadt entfernt.

Ein weiteres, sich im Ausbau befindendes Projekt ist die Freihandelszone Zona Libre Quetzal, die sich nur 4 Kilometer entfernt vom Hafen Puerto Quetzal an der Pazifikküste befindet. An der Atlantikküste befindet sich zudem die Freihandelszone Santo Tomás de Castilla.

Zolics genehmigte und zugelassene Zonen bieten zahlreiche Vorteile für Investoren. Zum einen sind die Waren, die in diese Zonen eingeführt werden, von jeglichen Einfuhrzöllen und der Mehrwertsteuer befreit, solange die Produkte nicht in Guatemala vertrieben werden und wieder exportiert werden. Darüber hinaus sind sie für bis zu 10 Jahre zu 100% von der Einkommenssteuer (mit zwei Ausnahmen) befreit. Ebenfalls sind sie von der Ausfuhrsteuer und der Steuerstempelabgabe befreit. Auf jeglichen Gewinn, der in diesen Zonen erwirtschaftet wird, werden keine Steuern erhoben. Diese großzügigen steuerlichen Vergünstigungen sollen Investoren anlocken und die wirtschaftliche Entwicklung in den Sonderzonen fördern. Durch den Verzicht auf Einfuhrzölle und verschiedene Steuern wird ein attraktives Geschäftsumfeld geschaffen, das Unternehmen dazu ermutigt, in diese Zonen zu investieren und ihre Aktivitäten dort zu entfalten. Zolic bestrebt, weiterhin die Schaffung und Entwicklung dieser öffentlichen Sonderwirtschaftszonen voranzutreiben, um das Wirtschaftswachstum des Landes zu fördern und neue Chancen für Investoren zu eröffnen. Durch diese Maßnahmen werden nicht nur Arbeitsplätze geschaffen, sondern auch die Exporte gesteigert und das Ansehen Guatemalas als attraktiver Standort für Unternehmen gestärkt.
 

Sicherheit

Die Gleichbehandlung von inländischen und ausländischen Investoren wird gewährleistet, indem beide den gleichen Status haben und denselben gesetzlichen Anforderungen unterliegen. In Übereinstimmung mit dem guatemaltekischen Recht können ausländische Investoren jede gesetzlich zulässige wirtschaftliche Tätigkeit zur Entwicklung des Landes ausüben. Es ist nicht erforderlich, einen lokalen Partner zu haben, um Investitionen zu tätigen, so dass ein ausländisches Unternehmen 100% des Eigenkapitals bereitstellen kann. Das guatemaltekische Gesetz unterstützt den Import und Export von Waren und Dienstleistungen des legalen Handels uneingeschränkt. Es gibt keine Beschränkungen für die Rückführung von Gewinnen und Kapitalinvestitionen. Ausländische Unternehmen, die in Guatemala gegründet werden, können auch Einkäufe in Fremdwährung ohne Einschränkungen tätigen und auf lokale Kreditrichtlinien zugreifen. Durch steuerliche Anreize, internationale Abkommen und bilaterale Vereinbarungen fördert und garantiert die herrschende freie Marktpolitik ausländische Investoren.

Besondere Anreize und Sicherheiten für ausländische Investitionen wurden durch folgende Gesetze geschaffen:

• Das Gesetz zur Auslandsinvestition (Decreto No. 9-98) aus dem Jahr 1998 legt fest, dass es Aufgabe des Staates ist, die Vermögensbildung und Investitionen zu schützen und angemessene Bedingungen für in- und ausländische Investitionen zu schaffen.

• Das Regierungsabkommen 893-2018, das durch das Decreto No. 9-98 geregelt wird, ermöglicht ausländischen Investoren die Teilnahme an jeder Art von Wirtschaftstätigkeit.

• Das Gesetz zur freien Verhandlung bei Devisen (Decreto No. 94-2000) aus dem Jahr 2000 regelt die freie Verfügbarkeit, den Besitz, Transfer, Verkauf, Kauf, Einnahme und Bezahlung von Devisen.

Die Sicherheitslage Guatemalas ist ein weiterer wichtiger Aspekt für die Regierung und die Bevölkerung des Landes. Es gibt jedoch Herausforderungen im Zusammenhang mit der Kriminalität und der öffentlichen Sicherheit, die angegangen werden müssen. Die guatemaltekische Regierung versucht mit verschiedenen Maßnahmen die Sicherheitslage zu verbessern. Es gibt weiterhin Berichte über Gewaltverbrechen, organisierte Kriminalität und Drogenhandel. Dies fokussiert sich größtenteils auf bestimmte Bereiche und normalerweise bekommt man von der organisierten Kriminalität und dem organisierten Drogenhandel nicht viel mit. Reisende sollten immer aktuelle Reisehinweise beachten und Vorsicht walten lassen. 
 

Weitere Details

Politisches und administratives
Guatemala ist eine Präsidialrepublik mit einem demokratischen System. Es hat eine lange Geschichte von politischer Instabilität und Konflikten. Es gibt zunehmend Bemühungen und Forderungen aus der Bevölkerung und dem privaten Sektor, um die Situation zu verbessern. Wenn die Politik verschiedene Anforderungen verfehlt, kümmert sich oftmals der private Sektor selbst um die Themen.

Klima
Das Land hat ein vielfältiges Klima aufgrund seiner geographischen Lage. Es gibt küstennahe Ebenen, Hochlandgebiete und tropische Regenwälder. Das Klima reicht von tropisch im Norden bis hin zu gemäßigt in den Hochlandregionen. Die Regenzeit dauert von Mai bis Oktober, während die Trockenzeit von November bis April ist.

Geographie
Guatemala ist bekannt für seine beeindruckende geographische Vielfalt. Es hat eine abwechslungsreiche Landschaft mit Bergen, Vulkanen, Seen und Regenwäldern. Der höchste Punkt des Landes ist der Tajumulco-Vulkan, während der Atitlán-See zu den schönsten Seen der Welt zählt.

Wirtschaft
Trotz einer teilweise problematischen Regierung und Korruption konnte Guatemala in den letzten Jahrzehnten ein stetig positives Wirtschaftswachstum verzeichnen. Dies ist vor allem auf den privaten Sektor zurückzuführen, welcher eine sehr flexible Produktion hat und generell sehr stark ist. Zum Beispiel konnte der kurzzeitige Wirtschaftsrückgang 2020 von 1,5-1,8 % durch die Pandemie insbesondere wegen der flexiblen Textilindustrie 2021 ausgeglichen werden und es konnte ein Wirtschaftswachstum von 7,5-8 % erzielt werden. Ebenfalls hat Guatemala eine sehr gute und stabile Finanzpolitik, wodurch es in den letzten Jahren zu nahezu keinen Kursschwankungen gekommen ist. 

Natürliche Katastrophen
Guatemala liegt in einer seismisch aktiven Zone und ist anfällig für Erdbeben. In der Vergangenheit haben starke Erdbeben zu schweren Schäden geführt. Das Land ist auch von Überschwemmungen betroffen, insbesondere während der Regenzeit. Hurrikane können ebenfalls zu erheblichen Schäden führen, vor allem in den Küstengebieten. Ebenfalls gibt es in Guatemala einige aktive Vulkane, welche wie 2018 zu größeren Naturkatastrophen führen können. 

II. Der Bausektor

Guatemala bietet einige Fortbildungsmöglichkeiten zum Thema Nachhaltigem Bauen an. Der Masterstudiengang "Nachhaltige Gebäude" an der Universidad del Valle zum Beispiel ist ein hoch angesehenes Programm, das speziell entwickelt wurde, um Fachleuten aus verschiedenen Bereichen das erforderliche Wissen und die Fähigkeiten zu vermitteln, um nachhaltige Gebäude zu planen, zu konstruieren und zu verwalten. Das Programm zieht Studierende an, die bereits über eine solide Ausbildung und Berufserfahrung in den Bereichen Ingenieurwesen, Architektur, Bauunternehmensmanagement oder verwandten Fachgebieten verfügen. Der fortgeschrittene Studiengang bietet den Studierenden eine breite Palette von Kursen und Modulen, die sich mit den verschiedenen Aspekten der Nachhaltigkeit in der Bauindustrie befassen. Dazu gehören Themen wie energieeffizientes Design, umweltfreundliche Materialien, Abfallmanagement, erneuerbare Energien und grüne Infrastruktur.

In Guatemala gibt es nationale Strategien und Bemühungen, um die UN-Nachhaltigkeits- und Klimaziele, die in den 17 Sustainable Development Goals (SDGs) festgelegt sind, umzusetzen. Einige der wesentlichen SDGs, die den Bausektor betreffen, sowie nationale Strategien:

• SDG 7: Bezahlbare und saubere Energie
• SDG 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur
• SDG 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden

Nationale Energiestrategie: Guatemala hat eine Nationale Energiestrategie entwickelt, die darauf abzielt, den Anteil erneuerbarer Energien im Energiemix des Landes zu erhöhen. Diese Strategie kann den Einsatz von erneuerbaren Energien im Bausektor fördern, indem sie Anreize für den Einsatz von Solarenergie, Windenergie und anderen nachhaltigen Energiequellen bietet.

 

Staatliche Stakeholder

Ministerium für Kommunikation, Infrastruktur und Wohnen (Ministerio de Comunicaciones, Infraestructura y Vivienda): Das CIV ist für die Planung, Umsetzung und Überwachung von Infrastrukturprojekten in Guatemala zuständig. Es spielt eine wichtige Rolle bei der Förderung und Regulierung des Bausektors.

Ministerium für Umwelt und natürliche Ressourcen (Ministerio de Ambiente y Recursos Naturales, MARN): Das MARN ist verantwortlich für die Umweltauflagen und -genehmigungen im Zusammenhang mit Bauprojekten. Es spielt eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung von Nachhaltigkeits- und Umweltschutzmaßnahmen im Bausektor.

Nationale Elektrizitätskommission (Comisión Nacional de Energía Eléctrica, CNEE): Die CNEE ist für die Regulierung und Förderung des Energiesektors in Guatemala verantwortlich. Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Umsetzung von erneuerbaren Energien und Energieeffizienzmaßnahmen im Bausektor.

Ministerium für Energie und Bergbau (Ministerio Energia y Minas, MEM): Das MEM in Guatemala ist ein wichtiges Regierungsorgan, das für die Energie- und Bergbaupolitik des Landes verantwortlich ist. Das MEM spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung und Förderung des Energiesektors sowie bei der Überwachung und Regulierung der Bergbauaktivitäten.

Ministerium für auswärtige Angelegenheiten von Guatemala (Ministerio de Relaciones Exteriores de Guatemala, MINEX): Das MINEX spielt eine wichtige Rolle bei der Vertretung Guatemalas auf internationaler Ebene und pflegt diplomatische Beziehungen zu anderen Ländern. Zu den Aufgaben des MINEX gehören die Förderung des Handels, der Kultur und des Tourismus sowie der Schutz der Interessen guatemaltekischer Bürger im Ausland.

Das Ministerium für Arbeit und soziale Angelegenheiten (Ministerio de Trabajo y Previsión Social, MINTRABAJO): Das MINTRABAJO ist das Arbeitsministerium von Guatemala. Es ist verantwortlich für die Entwicklung und Umsetzung von Arbeitsgesetzen und -richtlinien sowie den Schutz der Arbeitnehmerrechte im Land. Das MINTRABAJO setzt sich für faire Arbeitsbedingungen, gerechte Löhne und die Förderung von Beschäftigungsmöglichkeiten ein.
 

Private Stakeholder

Kammer der Bauunternehmen von Guatemala (Cámara Guatemalteca de la Construcción): Eine wichtige private Organisation, die die Interessen der Bauunternehmen in Guatemala vertritt. Sie bietet Unterstützung, Schulungen und Ressourcen für die Mitglieder und arbeitet eng mit staatlichen Stellen zusammen, um die Entwicklung des Bausektors zu fördern.

Guatemaltekische Vereinigung für erneuerbare Energien (Asociación Guatemalteca de Energías Renovables, AGER): AGER fördert die Entwicklung und Nutzung erneuerbarer Energien in Guatemala. Die Organisation spielt eine wichtige Rolle bei der Zusammenarbeit mit Regierungsbehörden, um nachhaltige Energielösungen im Bausektor zu fördern.

Industriekammer von Guatemala (Cámara de Industria de Guatemala, CIG): Sie wurde gegründet, um die Interessen der Industrieunternehmen des Landes zu vertreten und ihre Entwicklung zu fördern. Die CIG setzt sich für die Schaffung eines günstigen Geschäftsumfelds ein, indem sie sich für politische und rechtliche Rahmenbedingungen einsetzt, die das Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie fördern.

Nationale Vereinigung für zivilen Wohnungsbau (Asociación Cívica Nacional de Vivienda ACENVI): ACENVI eine nationale zivilgesellschaftliche Organisation in Guatemala, die sich auf Fragen des Wohnungsbaus konzentriert. ACENVI engagiert sich für die Förderung von angemessenem und bezahlbarem Wohnraum für alle guatemaltekischen Bürgerinnen und Bürger. Die Organisation setzt sich für die Schaffung von Politiken, Programme und Gesetze ein, die den Zugang zu sicheren und erschwinglichen Wohnmöglichkeiten verbessern.

Diese Stakeholder können eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung von Strategien und Maßnahmen spielen, um die Nachhaltigkeits- und Klimaziele im Bausektor in Guatemala zu erreichen. Es ist wichtig, dass staatliche und private Akteure zusammenarbeiten, um den Übergang zu einer nachhaltigeren und klimafreundlicheren Bauindustrie zu ermöglichen.

 

Leuchturm-Projekte

Hacienda de las Flores: eine neue städtische Gemeinde mit mehr als 850 EDGE-zertifizierten Wohnungen. Bei diesem Projekt wurden 40% der Energie, 30% des Wassers und 30% der verwendeten Materialien eingespart. Außerdem verfügt es über natürlich beleuchtete und belüftete Räume, Strukturen aus recycelten Materialien und mehr als 120 Quadratmeter Grünfläche pro Einwohner. 

Senderos del Comendador: Wohnprojekt mit EDGE-Zertifizierung in der Gemeinde Ciudad Vieja, Sacatepéquez. Das Wohnbauprojekt, das 158 Häuser umfasst, erreichte eine Energieeinsparung von 28% bis 30%, eine Wassereinsparung von 29% bis 31% und eine Energieeinsparung von 58% bei den für den Bau verwendeten Materialien.

 

Standardisierung und Zertifizierung

International
Das Green Building Council bietet internationale Programme und Zertifizierungen an, die auch in Guatemala Anerkennung und Anwendung finden.
LEED ist das weltweit führende Zertifizierungsprogramm für nachhaltige Gebäude und Gemeinden. Mehr als 92.000 Projekte in über 165 Ländern und Territorien nehmen an LEED teil.
EDGE ist ein Zertifizierungssystem für nachhaltige Gebäude, das darauf abzielt, Gebäude ressourceneffizienter zu machen.

National
"ConstruYO Guatemala" ist ein vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziertes und von sequa in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main durchgeführtes Projekt mit dem Ziel der Entwicklung und Qualifizierung des Bausektors. Im Rahmen des Projekts wurden 5 Ausbildungszentren gebaut, 10 verschiedene Gewerke ausgebildet und 17 Ausbilder in Didaktik, Methodik und Technik geschult. Neben der Entwicklung von 4 Gewerken im Zusammenhang mit dem grauen Bau (Wandmontage, Schalung, Betonstrukturen mit Bewehrungsstahl und Endbearbeitung/Putz) wurden Schulungen in den Bereichen Klempnerei, Gerüstbau, Gipskartonplatten und Zwischendecken, Bodenbeläge, Fliesen und Fassaden, Blechdecken und, im Zusammenhang mit dem nachhaltigen Bauen wurde der Photovoltaik-Installateur entwickelt. Ziel ist es, bis Ende 2024 mindestens 1.000 Maurer auszubilden. Im Jahr 2023 wurden mehr als 450 Maurer ausgebildet.

Derzeit gibt es in Guatemala nur LEED-, EDGE- und CASA-zertifizierte Gebäude. Es gibt 19 Projekte mit LEED-Zertifizierung und 14 Projekte mit EDGE-Zertifizierung, von denen 3 die EDGE Advanced-Zertifizierung erhalten haben. Im Rahmen der CASA-Zertifizierung gibt es 10 registrierte Projekte und 1 zertifiziertes Projekt.

Das Guatemala Green Building Council (GGBC) wurde im Jahr 2010 gegründet und spielt eine maßgebliche Rolle im Aufbau der nationalen Strategie für nachhaltiges Bauen. Als führende Organisation auf diesem Gebiet in Guatemala arbeitet das GGBC eng mit Regierungsbehörden, der Bauindustrie und anderen relevanten Interessengruppen zusammen, um die Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger Praktiken im Baugewerbe zu fördern.

Eine wichtige Initiative ist die "CASA Guatemala"-Zertifizierung. Dieses freiwillige Bewertungssystem wurde entwickelt, um die Planung und den Bau von Wohngebäuden in Guatemala im Hinblick auf nachhaltige Praktiken zu verbessern. Durch die Anerkennung von Projekten, die umweltverantwortlich, gesundheitsfördernd und kosteneffizient sind, fördert die Zertifizierung die Umsetzung nachhaltiger Bauweisen. Bisher wurden 10 Projekte registriert und 1 Projekt wurde zertifiziert.

Ein weiteres Programm des GGBC ist "Re-Habitar". Dieser Leitfaden stellt verschiedene Strategien vor, um eine effiziente Nutzung der Ressourcen während der Wiederbesetzung von Räumen sicherzustellen und die Qualität der Innenraumumgebung zu erhalten. Die Strategien sind gemäß der Hierarchie der Kontrollen für COVID-19 des National Institute for Occupational Safety and Health klassifiziert und können als wesentliche, wünschenswerte oder alternative Maßnahmen betrachtet werden.

Das Programm "Guías Sostenibles para el Proceso Constructivo" zielt darauf ab, gute Praktiken im Bauprozess zu fördern. Es richtet sich an Bauherren und Bauunternehmer und ermöglicht die Bewertung verschiedener Wirkungsbereiche, um Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. 

Das Schulungsprogramm "Green Office" zielt darauf ab, den Mitarbeitern von Unternehmen eine gesündere Büroumgebung zu bieten und Umweltwerte über den Arbeitsplatz hinaus zu fördern. Insgesamt wurden 10 Schulungen durchgeführt.

Ein weiteres bedeutendes Instrument des GGBC ist der "Plan Local Urbano - Sostenible" (PLUS). Dieses technische Wahrnehmungsinstrument ermöglicht die Bewertung der Lebensqualität in städtischen Gebieten anhand der Bedingungen und Bewohnbarkeit des öffentlichen Raums. Das Ziel ist es, dass die Immobilienentwicklung als integraler Bestandteil eines Stadtviertels zu den tatsächlichen Bedürfnissen und Potenzialen des öffentlichen Raums beiträgt. Bisher wurde eine Gemeinde und ein Stadtteil bewertet.

Das Green Building Council Guatemala spielt eine wichtige Rolle bei der Förderung nachhaltiger Bauweisen in Guatemala. Durch Zertifizierungen, Programme und Schulungen trägt es zur Verbesserung der Umweltverträglichkeit, Gesundheit und Effizienz im Baugewerbe bei und unterstützt die nationale Strategie des nachhaltigen Bauens.
 

Ausschreibungen und Fördermassnhamen

Im Bausektor Guatemalas funktionieren staatliche Ausschreibungen ähnlich wie in anderen Ländern. Regierungsbehörden oder -abteilungen veröffentlichen öffentliche Hinweise, in denen sie Angebote von Privatunternehmen oder Einzelpersonen für bestimmte Bauvorhaben oder Dienstleistungen einholen. Diese Hinweise werden normalerweise auf staatlichen Websites oder in lokalen Zeitungen veröffentlicht und sind für einen festgelegten Zeitraum zugänglich.

Der Prozess der öffentlichen Ausschreibung im Bausektor umfasst typischerweise die folgenden Schritte:

1. Ausschreibung: Die Regierungsbehörde oder -abteilung veröffentlicht eine Ausschreibung, in dem sie Angebote für ein bestimmtes Bauprojekt oder eine bestimmte Dienstleistung anfordert. Diese Ausschreibung enthält detaillierte Informationen über die Anforderungen, Fristen und Kriterien, die bei der Bewertung der Angebote berücksichtigt werden.
2. Angebotsabgabe: Interessierte Unternehmen oder Einzelpersonen reichen ihre Angebote ein, die einen Vorschlag enthalten, wie sie die geforderten Bauarbeiten oder Dienstleistungen erbringen möchten. In den Angeboten werden normalerweise Informationen über den vorgeschlagenen Preis, die geplante Durchführung, das Team und die Erfahrung des Bieters sowie die Qualität der Arbeit oder der Dienstleistung bereitgestellt.
3. Bewertung: Die Regierungsbehörde oder -abteilung bewertet die eingegangenen Angebote anhand verschiedener Kriterien wie dem Preis, der Qualität der Arbeit, der Erfahrung des Bieters und anderen relevanten Faktoren. Es werden oft Bewertungskommissionen eingesetzt, die die Angebote sorgfältig prüfen und bewerten.
4. Zuschlag: Die Regierungsbehörde oder -abteilung vergibt den Auftrag an den Bieter, der die Bewertungskriterien am besten erfüllt und als am besten geeignet für das Projekt oder die Dienstleistung gilt. Der erfolgreiche Bieter wird über den Zuschlag informiert, und es werden Vertragsverhandlungen eingeleitet.
5. Umsetzung: Der erfolgreiche Bieter führt das Bauvorhaben oder die Dienstleistung gemäß den im Vertrag festgelegten Bedingungen aus. Während der Umsetzung kann es zu Überwachung und Kontrolle seitens der Regierungsbehörde kommen, um sicherzustellen, dass die Arbeiten den vereinbarten Standards und Zeitplänen entsprechen.

​Es ist wichtig zu beachten, dass die genauen Verfahren und Anforderungen für öffentliche Ausschreibungen im Bausektor in Guatemala von den guatemaltekischen Gesetzen, Vorschriften und Praktiken abhängen. Daher sollten potenzielle Bieter die spezifischen Ausschreibungsdokumente und Anforderungen sorgfältig prüfen und den gültigen rechtlichen Rahmen einhalten.

In Guatemala fehlen zwar direkte steuerliche Anreize oder ähnliche Maßnahmen seitens der Regierung im Bereich nachhaltigen Bauens, doch immerhin gibt es durch das Gesetz zum Anreiz für die Entwicklung von Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien (Decreto No. 52-2003) ermutigende Anreize für die Umsetzung solcher Projekte.